/ d e sattler - entwuerfe publikationen / entwuerfe vor 1975 /


Clavis Hoelderliniana
1973


15. maerz 1973; an georg albrecht eckle (nicht abgeschickt):

Ich beginne also diesen Begleitbrief, noch ehe sein Anlaß fertiggestellt ist, um Ihnen Rechenschaft über die eigenwillige Form meines Beitrags zu geben. Wie Sie sich erinnern, hatten Sie mir zum quantitativen Maß von etwa 15 Typoskriptseiten geraten. Weil ich die dahinter steckende Überlegung akzeptierte, habe ich den Aufsatz tatsächlich für diesen Umfang konzipiert. Doch bei der wiederholten Verdichtung schrumpfte das ausführlich Gesagte zu kurzen und kürzesten Gebilden zusammen. Keinem Habilitationszwang unterworfen, darf ich mich der Mühe, die in solcher Kürze liegt, unterziehen. Um Begründungen nicht verlegen, möchte ich Ihnen kurz meine Argumente nennen: Wahrheit ist der kürzeste Ausdruck einer Sache. Die Verdichtung eines Gedankens kann jedoch nicht lesend, sondern nur denkend verstanden werden. Der Lesende muß Segment für Segment absetzen, sich vom Geschriebenen lösen, um selbst zu denken. Darin schlägt apodiktische Kürze um zum Gegenteil: sie entläßt den Leser aus dem rhetorischen Transport. Das Desiderat anstoßloser Lesbarkeit ist ein sophistisches, mit dem utilitaristischen Gewicht dieses Prädikats. Mit der Ausführlichkeit wächst bloß der Schein, Wahrheit könne beschrieben werden. Anders Richtigkeit. Hölderlins Aussagen gehören jedoch nur mit der textlichen Oberfläche in diese Kategorie. Texte über Hölderlin müssen dies merken lassen. Ich in meiner Freiheit habe gut reden. Lassen Sie sich ja nicht irritieren. Sie werden selbst sehen, daß die Resultate hinter dem theoretischen Ansatz zurückbleiben. Aber es wäre kein gutes Zeichen, wenn das Ziel so kurz, so erreichbar gesteckt wäre. Philologie so gedrängt wie Stücke von Webern. Das wäre eine Alternative zur immer gut gemeinten, im Effekt jedoch unter der Hand verwelkenden Darstellung herkömmlicher Art.

1  Pascalsches Axiom (html 4 kb)
2  Naivete der Wissenschaft (html 4 kb)
3  Mythologem als Verstellung (html 4 kb)
4  Distanz (html 4 kb)
5  Paralektischer Concors (html 4 kb)
6  Deformierender Kanon (html 4 kb)
7  Kunst: Kolportage (html 4 kb)
8  Heroische Virtuosität (html 5 kb)
9  Invides Prejuge (html 3 kb)
10  Gegenrythmische Cäsur (html 4 kb)
11  Tritonische Monade (html 5 kb)
12  Vestigkeit (html 4 kb)
13  Quasizeigakt
(html 4 kb)
14  Normalsprache
(html 3 kb)
15  Methoden (html 4 kb)
16  Paralogion (html 3 kb)
17  Grotte (html 3 kb)
18  Änigmatischer Stab (html 4 kb)
19  Geometrie des Echos (html 4 kb)
20  Adaptationen (html 4 kb)
21  Hymnische Diktion (html 4 kb)
22  Innerer Sinn (html 3 kb)
23  Wortkunst (html 4 kb)
24  Gegenweltlichkeit (html 4 kb)
25  Naturbeschreibung und Natursprache (html 5 kb)
26  Katharsis (html 3 kb)
27  Text (html 2 kb)