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Kurzer Einwurf 2

Wenn wir gewonnen hätten. (Wegzulassen, wenn wir gewonnen haben.) Wir haben gewonnen, und die anderen? Sie haben verloren. Wir haben es tatsächlich geschafft, wir haben sie, die Siegreichen, Hochmütigen geschlagen. Lärmend sind sie gekommen und stumm wieder abgezogen. Das hätten Sie sehen sollen, wie Manager Hoeneß, von Beckenbauer Franz gestützt, noch vor Abpfiff von der Tribüne wankte, um in der Kabine Rouge aufzulegen. Aschfahl der eine und kreidebleich der andere, seit Torjubel aufbrandete und Siegesgesänge nicht enden wollten. So süß wie letzten Samstag hat uns der Schlußpfiff noch nie in den Ohren getrillert. Wieder und wieder möchte ich das sehen: wie hochgeworfene Hüte, Prinz-Heinrich- und andere Seefahrermützen den Himmel verdunkelten in diesem glorreichen Augenblick. Die stehenden Ovationen hören während der dreimal wiederholten Ehrenrunde. Wie zuerst nur die Hemden und unter allgemeinem Gejuchze die Wadenschützer, Hosen, Schuhe und Kniestrümpfe sodann ins begeisterte Publikum flogen. Wie da, immer lauter und stürmischer, ein Otto-Otto-Rufen anhub, wie der so Gerufene zum Anstoßpunkt schritt und dreimal nach allen vier Himmelsrichtungen, zur Tribüne, zur Gegentribüne, zur Ost- und zur Westkurve hin sich artig verneigte, wie er schließlich, unter unbeschreiblichem Freudengeschrei die Trainerbank hoch in die Luft warf und wieder auffing.

Jetzt sieht die Tabelle wieder genau so aus, wie sie soll. Punkteabstand und Torverhältnis stimmen. Ganz Bremen kann wieder aufatmen, das Rettich-, Schwachbier- und Weißwursthecheln nicht mehr im Nacken. Wer fragt nach der Meisterschaft am Ende der Saison, wo Frau und Mann des gefleckten Balls und seiner Obsessionen müde ist? Sind wir nicht das, was sich siebzehn unglückliche Fußballstädte vergeblich erträumen, und das seit Monaten schon? Und ist nicht der erste zugleich auch der Meister von allen, solange er erster ist? Sind wir nicht ziemlich lange schon vorn und freuen uns des?