/ bach-projekt /


8. 3. 2002

canon a 4 (bwv 1074)

ein druckabzug des auch an andere bekannte Bachs verschickten rätselkanons traf nach Johann Matthesons bericht (in Der Vollkommene Capellmeister, 1739) am 18. august 1727 in Hamburg ein und wurde von ihm sogleich den schülern zur auflösung vorgelegt; später haben auch Marpurg und Lorenz Christoph Mizler (der begründer der Societät der musikalischen Wissenschafften) anstoß an der f-moll-schlüsselung bei umkehrung des siebentaktigen sogettos genommen und abweichende und vorzeichenlose auflösungen der zweiten hälfte vorgelegt (vide Bach-dokumente II/376ff und 441ff)

in der nba sind die beiden kanon-hälften mit römisch I und II überschrieben; Christoph Wolff bemerkt zu dieser fragwürdigen zutat: Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß Bach den vorliegenden Kanon als Canon polymorphus, d. h. mit zwei klar unterschiedenen Lösungen behandelt haben wollte.

die kohärenz des anscheinend inkohärenten bei unterlegung des komponierten worts off I:8: ich bin das a und das o der anfang und das ende spricht der herr || der da ist und der da war und der da kommt der allmächtige; die sigle || nach …herr bezeichnet die grenze zwischen der ersten kanonhälfte und ihrer in f-moll stehenden spiegelung

auf den textgrund wiesen zunächst anklänge an die das gleiche wort komponierende, im september 2001 entzifferte passacaglia c-moll brv [3_c] (vide bach-projekt / journal); auf die grundzahl der offenbarung deutet auch die aus der auflösung in 4/4-takte sich ergebende siebenzahl beider hälften; auf das wort selbst die analogen vokalfolgen der dieses eine mal französischen, dem aus Schleswig stammenden Ludwig Friedrich Hudemann geltenden widmung dedié / A Monsieur Houdemann / et /composé / par J. S. Bach; die jeweils kürzeste zeile beider kanonteile bietet die satzhälften, syllabisch, bis auf das als einheit zu betrachtende achtelpaar ohne dehnung